Oder noch schärfer formuliert: nur für Frauen?
Gleich beim Tippen der Überschrift ist mir ein freud´scher Vertipper passiert. Ich schrieb: ist Achtsamkeit wei(ch)lich?
Ich hoffe jede/r LeserIn hat sofort die gewollte Provokation aus der ersten Frage herausgelesen.
Natürlich sind Achtsamkeit, Resilienz und Awareness nicht nur für Frauen bestimmt. Auch wenn das für viele Menschen , insbesondere aber Männer, aufgeladene Begriffe sind. Einerseits boomt die Mental Health und Wellness Sparte gerade, und dennoch werden die Achtsamkeitsthemen von Vielen als Humbug für gelangweilte Hausfrauen (gibt es die noch? gab es sie je?) abgetan, oder noch immer in die Schublade von Esoterik und Verschwörungstheorien gesteckt. Im besten Fall gibt es das Denkmuster, dass mentale Stärke und Burnout-Prophylaxe nur von SpitzensportlerInnen und Top-Managern (bewusst nicht gegendert!) gebraucht wird.
Yoga für Männer ist in den letzten Jahren durchaus salonfähig geworden, trotzdem war ich in den letzten Jahren noch auf keinem Yogaretreat mit Männerüberzahl. Meistens gibt es pro Gruppe maximal einen oder zwei Männer.
Mit Achtsamkeit u Resilienz sind wir selbst davon noch Meilenweit entfernt. Auch bei meinen Retreats melden sich durchwegs Frauen an.
Wie kommt denn das?
Ehrlich gesagt, habe ich (noch) keine befriedigende Antwort darauf gefunden.
Wie bei so vielen Vorurteilen geht es auch bei diesem Thema wahrscheinlich darum, dass viele Menschen nicht bereit sind, sich eingehender mit einer Materie zu beschäftigen, bevor sie darüber urteilen. Denn würden sie das tun, würden sie vielleicht entdecken, dass sogar bei den härtesten militärischen Elite-Einheiten wie den US Navy Seals Achtsamkeit praktiziert wird. Sei es beispielsweise durch die sog. Box-Atmung oder das Mantra:
„Embrace the Suck! Lean into the suffering and get comfortable being very uncomfortable“.
Frei übersetzt mit „Umarme die Sch..e! - Tauche ein in dein Leiden und lerne, dich in ungemütlichen Situationen wohl zu fühlen.“ Mit diesem Satz sind wir schon mitten in der Resilienz und Achtsamkeit.
Denn auch Jon Kabat Zinn, der Urvater der Achtsamkeitsbewegung, unterscheidet zwischen Schmerz und Leiden.
Schmerz ist eine Tatsache; ob du daran leidest, entscheidest du selbst.
Das Ausweiten der Komfortzone ist lernbar – von jeder und jedem – und ebenso diese manchmal zu verlassen. Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, ständig Energie zu sparen. Wenn wir das erste Mal das Gefühl haben, jetzt geht nichts mehr, haben wir meistens erst 40% unserer Kapazitäten genützt!
Und wenn die Boxatmung ( beim Einatmen auf 4 zählen - Luft anhalten, auf 4 zählen – beim Ausatmen auf 4 zählen – Anhalten auf 4 zählen) den härtesten US Marines hilft, vor und in stressigen Situationen konzentriert und gelassen zu bleiben, so sollte dieses „esoterische Zeugs“ doch auch uns im Alltag in anstrengenden Phasen helfen können, denn die haben wir alle – egal ob Frau, Mann, Divers, etc …
Nun gibt es Männer (natürlich auch Frauen) , die das schon erkannt haben, sich aber trotzdem nicht zu einem Mental Health Achtsamkeitsretreat mit indischem Yoga oder keltischem WYDA anmelden würden. Warum?
Siehe oben: Ehrlich gesagt, habe ich (noch) keine …
Von einem Yogalehrer, der Stunden ausschließlich für Männer anbietet, habe ich gehört, er habe den Eindruck dass Männer sich nicht in solchen Retreats bloß stellen wollen, weil sie vermuten, dass Yoga und Achtsamkeit den Frauen von Vorneherein leichter fallen würden und sie sich vor dem Vergleich mit den Frauen – gepaart mit schlechtem Abschneiden – scheuen . Dabei wird gerade bei der Achtsamkeit das wertungsfreie Beobachten und das positive Verweilen im Hier und Jetzt gelernt und praktiziert. Wird also bei einem Achtsamkeitsretreat jemand abwertend betrachtet, so heißt das nur, dass die anderen in punkto Wertfreiheit noch sehr, sehr viel zu lernen haben und der eine noch Gelassenheit üben muss!
In diesem Sinne bei dem einen oder anderen mindful WYDA Retrat oder zum Ausprobieren bei einem mindful WYDAwalk oder Workshop sind sicher noch Plätze frei.
Also auch ihr Männer: traut euch!
Und bitte nicht auf eine bessere Gelegenheit, eine stressfreiere Zeit warten. Bei Manchen kommt beides nie.